Zum Inhalt springen

Studien

Studien über ADHS und Ernährung

Zum Thema Ernährung bei ADHS, ob und wenn ja welche Diät eine unterstützende Ergänzung in der Behandlung ist,  wird seit über 30 Jahren  gestritten.  An der einen Front stehen Eltern, Ärzte und Therapeuten, deren Erfahrungen mit der Ernährungsumstellung durchaus positiv sind und bei vielen Kindern einen signifikanten Unterschied gemacht haben. 

Jede Menge Fachleute – Therapeuten, Ärzte, Forscher und Psychologen bestreiten jedoch die positive Wirkung. Sie kritisieren den Aufwand von Diäten und weisen auf Risiken von Mangelernährung hin.  

Wie üblich, sind die Reaktionen auf die Veröffentlichung dieser Studien sehr unterschiedlich (siehe ‚ADHD Diet Plan Gets Mixed Reviews´ ). Die Tatsache, dass die Eltern, Kinder und andere Beteiligte nicht vollständig für die diätetische Intervention „verblindet“ werden konnten, reicht einigen Kommentatoren aus, um die gesamte Studie abzulehnen – obwohl dies bei Studien über reale Diäten bei Personen fast unmöglich zu erreichen ist. 

„Eine streng überwachte, eingeschränkte Eliminationsdiät ist ein wertvolles Instrument, um zu beurteilen, ob ADHS durch Nahrungsmittel ausgelöst wird“

Studien Schmidt und Egger

Anfang der 90er Jahre wollte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) Klarheit schaffen ob Ernährung bei ADHS eine Rolle spielt. Sie gaben zwei Forschungsaufträge heraus. Dr. Joseph Egger und Professor Martin H. Schmidt sollten die Fragen klären, ob eine Oligoantigene Diät eine Alternative zu einer Behandlung mit Metylphenidat (z.B. Ritalin) ist und wie die psychologischen Auswirkungen und die ursächlichen Zusammenhänge der Diät sind.

Wie eine Diät wirkt konnte nicht geklärt werden, allerdings war das Ergebnis von beiden Studien das gleiche:  Ca. ein Drittel der Kinder die an den Studien teilgenommen hatten, reagierten auf die Diät mit verbesserter Konzentration, Aufmerksamkeit und weniger Aggressivität und Unruhe.

„Bei den Kindern, die sowohl auf die Diät wie auch auf Methylphenidat positiv reagierten, war das Ausmaß der Verbesserungen in den getesteten Bereichen gleich.
Für diese Kinder stellt die Diät eine Alternative zur Medikamentation dar.“

Zitat von Professor Schmidt aus der Broschüre der BzgA

Hier findet ihr die Zusammenfassung der Studie von j. Egger et. al: 76 ausgewählte überaktive Kinder wurden mit einer oligoantigenen Diät behandelt davon verbesserten sich bei 62 (47%)  Kindern die Symptome und bei 21 (15%)  von ihnen wurde ein normaler Bereich des Verhaltens erreicht. Auch andere Symptome wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Anfälle verbesserten sich häufig. 

Bei den Recherchen über die zahlreichen Ansätze ADHS über Diäten zu kurieren (Feingold, Hafer, mit ihrer Phosphatdiät, etc. ) gibt es Parallelen und richtige Ideen. Allerdings stülpen Sie den Betroffenen eine strikte Diät über, ohne auf ihre individuellen Unverträglichkeiten einzugehen. Was bei der Eliminationsdiät ja genau anders ist. Hier wird für jedes Kind herausgefunden, was es genau triggert und diese zwei bis drei Lebensmittelarten können dann zukünftig weggelassen werden.

Hier weitere Studie, die sowohl die Vorstellung unterstützt, dass eine Nahrungsmittelallergie ein möglicher Mechanismus des hyperkinetischen Syndroms ist, als auch die Wirksamkeit einer Desensibilisierung mit Enzymen behandelt.:

Egger et. Al (1992) Controlled trial of hyposensitisation in children with food-induced hyperkinetic syndrome  Lancet: 339:1125-1182

Die INCA Studie von Pelsser et al

An der INCA-Studie (Impact of Nutrition on Children with ADHD) nahmen in 2009 einhundert Kinder teil. Die Forscher sollten herausfinden, was die Auswirkungen einer eingeschränkten Eliminationsdiät für Kinder mit ADHS sind. 

Die Ergebnisse zeigten, dass 64 % der Kinder in der ersten Phase der Diät mit einer mindestens 40 %igen Reduktion der ADHS-Symptome reagierten, sowohl nach Einschätzung der Kinderärzte/Eltern als auch der Lehrer. Es wurde auch ein großer Effekt auf die Reduzierung von Symptomen der Oppositionellen Verhaltensstörung (ODDD) festgestellt. 

Kinder, die auf die Diät positiv reagiert haben, führten die Diät in einer 4-wöchigen Challenge-Phase fort, in der aus einer Liste von 270 verschiedenen Lebensmitteln zufällig während 2 Wochen drei Lebensmittel hinzugefügt wurden. Über 60 % der Kinder zeigten während dieser Challenge-Phase einen Verhaltensrückfall, der nicht spezifisch mit hohen oder niedrigen IgG-Lebensmitteln zusammenhing.

Pelsser LM, Frankena K, Toorman J, et al. Effects of a restricted elimination diet on the behaviour of children with attention-deficit hyperactivity disorder (INCA study): a randomised controlled trial. Lancet 2011; 377: 494-503. www.thelancet.com  

Professor Pelsser hat das Pelsser RED Center in den Niederlanden mitgegründet und führt die Diät bei Kindern und Jugendlichen hier seit vielen Jahren mit Erfolg durch.  https://www.adhdenvoeding.nl/

 

„Eine streng überwachte eingeschränkte Eliminationsdiät ist ein wertvolles Instrument, um festzustellen ob ADHS durch Nahrungsmittel ausgelöst wird. „

Zitat von Professor Schmidt aus der Broschüre der BzgA

Die Studie von Rommelse & Buitelaar

 

In dem wissenschaftlichen Artikel von Rommelse und Buitelaar von 2013 fassen die Autoren zusammen, dass über die vorangegangenen Jahre drei randomisierte kontrollierte Studien, durchaus kritisch betrachtet werden dürfen, gleichzeitig ist die Rate der Verbesserungen der Symptome bei den teilnehmenden Kindern so signifikant, dass man die Restricted Elimination Diet /(RED) auf jeden Fall weiter verfolgen sollte.   Is there a future for restricted elimination diets in ADHD clinical practice? Rommelse NBuitelaar J.

https://link.springer.com/article/10.1007/s00787-013-0394-x, European Child & Adolescent Psychiatry 22,199-202 (2013)

Laufende Studie Uniklinik Freiburg

Im Rahmen einer Ernährungsstudie der Uniklinik Freiburg untersuchen Prof. Dr. Fleischacker und Dr. Clement an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter den Zusammenhang zwischen Ernährung und Verhalten bei Kindern mit ADHS:

https://www.ugb.de/ernaehrungsberatung/adhs-ernaehrung-oligoantigene-diaet/druckansicht.pdf

Eine eingängige Zusammenfassung der Erkenntnisse finden sich auch im Whitepaper von Heidi Homan: 

https://www.adhs-deutschland.de/Portaldata/1/Resources/PDF/2_9_Ernaehrung/Sind_angemessenes_Verhalten,_Konzentration_und_Aufmerksamkeit_doch_essbar.pdfADHS Deutschland hat das Thema schon auch ausgiebig behandelt und beleuchtet:  http://www.adhs-deutschland.de/Home/ADHS/Ernaehrung/Nahrungsmittelinduzierte-ADHS-Symptomatik-1.aspx

Egger J, Carter CM, Graham PJ, Gumley D, Soothill JF (1985) A controlled trial oligoantigenic diet treatment

in the hyperkinetic syndrom. Lancet I:940-945

Egger J, Stolla A, McEwen LM (1992) Controlled trial of hyposensitization in food induced hyperkinetic

behavior disorder, Lancet 339:1150-1153

Egger J, Möglichkeiten von Diätbehandlungen bei hyperkinetischen Störungen. In: H-C Steinhausen (Hrsg.),

Hyperkinetische Störungen im Kindes- und Jugendalter, Kohlhammer-Verlag, 2. Auflage 2000nahmen